Nachtwanderung

 

Spinnfäden weben durch die Nacht

weben Schicksalsfäden durch meine Seele

Baumgeister sitzen, wartend

die Nacht spricht, surrt und summt,

krächzt, bellt, scharrt und raschelt

 

Baumgeister, geblendet vom Aufblenden

des Taschenlampenlichtstrahls

malen Geisterbilder auf meine Netzhaut

mystisch, metaphorisch, surreal

Geisterlicht, schattenhaft und doch

viel deutlicher kann ich die Dinge

nun erkennen

 

Bilder dringen direkt in meine Seele

verzaubert bin ich

von der traumgleichen Wirklichkeit

 

dunkel, düster,

wundervoll und voller Wunder,

bist du Waldwelt in der Nacht,

deine Könige und Königinnen

zeigst du mir in ihrer Pracht,

eintreten darf ich in ihr Reich,

Schattenwesen,

schattenhaft, Seelenspiegel,

wassergleich, es webt und schwebt,

rauscht in der Nacht

 

Traumgestalten, Monster,

all die Bilder meiner Seele

spiegelt mir der nachtdunkle Wald,

wandere auf Seelenwegen, Traumpfaden,

verloren und kindergleich,

doch gemeinsam durch die Nacht

 

wunderbar und alptraumhaft

bringt die Dunkelheit mich zu mir selbst,

bis ich staunend, ehrfurchtsvoll

und von Angst geschüttelt bin

 

neue Wege sucht die Seele

aus dem Kreislauf alter Wege

finden wir gemeinsam

auf den neuen Seelenpfad

 

Heilung dürfen wir erfahren

Heilung durch die Dunkelheit

tiefe Verbindung zu meinem Inneren

nehme ich auf

ins Urvertrauen hinein, nicht mehr sehend

wohin ich meine Schritte mache

gehe ich weiter und gehe in mir weiter

über alte, falsche Grenzen

dehne ich meine Seele hinaus in den Wald

verbinde mich mit lang verlorenen Seelenteilen

die meiner harrten in der Seelennacht

 

Dunkelheit, Geborgenheit,

aus der Nacht erwacht der neue Tag

auch aus mir erwacht ein neues Licht

und der Mut des langen Weges

gemeinsam gegangen durch die Nacht.

 

Martha, September 2010

 

 

Martha's Wortgarten